Cuba, 08.-22.04.2016.
Nicht zuletzt durch die schleichende Öffnung verändert sich Cuba beinahe täglich. Was vor einem halben Jahr aktuell war, ist heute mit grösster Wahrscheinlichkeit bereits überholt. Entsprechend kann man auch die neusten Reiseführer nur eingeschränkt gebrauchen; aktuelle Preise etc. sucht man darin vergeblich. Deshalb möchten wir in unserem Fazit wiedergeben, wie wir Cuba erlebt haben. Stand April 2016.
(Tripline, Google Maps)
Währung:
Cuba kennt zwei Währungen, CUC (pesos convertibles, CUC 1 = CHF 1) und CUP (moneda national auch peso genannt, CUP 25 = CUC 1). Die weit verbreitete Aussage, dass Ausländer nur mit CUC bezahlen dürfen, stimmt nicht. Man kann eigentlich überall mit beidem bezahlen, jedoch gibt es Dinge, die so wenig kosten, dass das Bezahlen mit CUP mehr Sinn macht. Beste Beispiele sind die 10-Peso-Pizzas (40 Rp.), 5-Peso-Glacé/Popcorn (20 Rp.) und 1-Peso-Kaffee (4 Rp). Wir haben CUC 10 in „Pizza-Geld“ gewechselt, was mehr als genug war.
Schlafen:
Wir haben die wenigen (staatlichen) Hotels, die es gibt, links liegen gelassen und ausschliesslich in Casas Particulares übernachtet. Eine Casa particular ist nichts anderes als ein Zimmer im Haus eines Einheimischen, neudeutsch auch Air-BnB genannt. Alle unsere Casas kosteten CUC 25 pro Nacht, hatten eine Klimaanlage, ein eigenes Bad und waren sehr sauber. Wir wurden überall herzlich aufgenommen und freundlich behandelt. Lediglich die Casa in Viñales würden wir nicht weiterempfehlen, da die Gastmutter sehr aufdringlich war und uns zu einer Tour überreden wollte, obwohl wir ihr deutlich zu verstehen gegeben hatten, dass wir nicht interessiert waren.
Folgende Casas können wir uneingeschränkt empfehlen:
Cienfuegos: Casa Judith
Camagüey: Casa Rovi
Santiago: Casa Tanja (eine Villa!)
Holguín: Casa La Palma, Enrique
Essen:
Überall hiess es, das Essen in Cuba sei schrecklich. Vielleicht haben wir unseren Geschmackssinn verloren, aber wir haben nicht ein einziges Mal schlecht gegessen. Die kubanische Küche ist allerdings eher einfach und es wird auch nicht so ausgelassen gewürzt wie in anderen Ländern. Gourmet-Küche sucht man besser an einem anderen Ort.
Ein typisch kubanisches Gericht ist „Ropa vieja“, geschreddertes Rindfleisch an Tomaten-Chili-Sauce. Reis (arroz), Bohnen (frijoles), Hühnchen (pollo), Schwein (cerdo), frischen Fisch (pescado) und Meeresfrüchte (mariscos) gibt es praktisch überall; Gemüse und Früchte findet man wenig bis gar nicht. Für einen Snack zwischendurch (von 10.00-16.00 Uhr) reiht man sich in eine Schlange vor einem der unzähligen Pizza-, Sandwich- und Fritada-Stände ein. Die dort verkaufte 10-Peso-Pizza wurde schnell zu Jon’s Hauptnahrungsmittel, denn sie wird bei Bestellung frisch zubereitet und grosszügig mit Käse (und Chorizo) belegt.
Einkaufen:
Wir hätten es viel, viel schlimmer erwartet, da man uns gesagt hatte, dass die Kubaner rein gar nichts hätten und man unbedingt Seife etc. mitbringen sollte. Dem ist nicht mehr so; Kleidung, Seife, Kugelschreiber, usw. findet man überall in grossen Mengen. Was man in Havanna und Viñales nur mit Glück kaufen konnte, war Wasser. Dieses fand man meistens nur zu Wucherpreisen in Restaurants, in den Märkten war es in der Regel ausverkauft. Ab Cienfuegos war Wasser überall problemlos erhältlich, dafür gab es plötzlich nirgendwo mehr Chips (Annina’s Hauptnahrungsmittel). Das mit dem Einkaufen in Cuba ist sowieso etwas eine Glücksache. In vielen Tiendas ist der Grossteil der Regale leergeräumt, in einigen Märkten findet man hauptsächlich Spaghetti, Tomatensauce, SPAR-Dosenprodukte, Guatzli und Alkohol und wenige Geschäfte haben eine spezielle, wenn nicht gar kuriose, Auswahl an Feinschmeckerprodukten.
Sicherheit und Ärgernisse:
Cuba ist sicher; unwohl oder gar unsicher haben wir uns keine Sekunde gefühlt. Man wird jedoch sehr häufig angesprochen, da immer irgendjemand irgendetwas an den Mann bringen will. Dies kann, wenn man es sich nicht gewohnt ist, ziemlich an den Nerven zehren, weil man ständig damit beschäftigt ist, irgendetwas abzulehnen oder sich konzentrieren muss, sich bei Zurufen nicht umzudrehen. Drei Monate Südamerika und einige Reisen nach Asien haben uns jedoch abgehärtet. Je nach Situation genügte ein Lächeln und ein Kopfschütteln und/oder ein einfaches „No, gracias!“, in schlimmeren Fällen war ein zweites, nachdrückliches „No!“ vonnöten. Taxi-Rufe einfach zu ignorieren, hatte sich ebenfalls bestens bewährt und Anfragen auf Englisch verstehen wir generell sowieso nicht. So konnte uns auch die alte Frau nicht von unserer Siesta im Park abhalten, obwohl sie uns ganze fünf Minuten lang in der Wiederholungsschlaufe „Sssssst, money“ ins Ohr zischte und uns ihre ausgestreckte Hand unter die Nase hielt.
Gar keine Probleme hatten wir mit den angeblich ach-so-mühsamen „Jineteros“, also Typen, die einem natürlich aus reiner Nächstenliebe etwas zeigen oder mit einem eins trinken gehen wollen und im Nachhinein Geld für ihre „Dienste“ verlangen. Uns hatte genau einer angesprochen, als er uns Deutsch sprechen gehört hatte. In ziemlich gutem Deutsch erklärte er uns, dass er gerne weiter Deutsch lernen wolle, aber so viel arbeiten müsse und deshalb keine Kurse mehr besuchen könne. Aber er würde gerne mit uns ein wenig sprechen und er kenne da zufällig eine Bar… Aber nur kurz, da er wie gesagt ja so viel arbeiten müsse. Wir haben dankend abgelehnt – und ihn eine halbe Stunde später mit fünf Leuten eine Bar haben betreten sehen. Fünf Paar Socken in Sandalen liessen auch auf Distanz keine Zweifel an der Nationalität der Gruppe.
Dies alles gesagt, muss man wissen, dass es als Frau in Cuba nochmals ein grosses Stück mühsamer ist. Denn egal, ob Kubanerin oder Touristin, eine Frau will erobert werden. Man wird somit zusätzlich zu den beschriebenen Rufen und Anfragen am laufenden Band mit Anmachen konfrontiert. Ein Zuraunen/Zurufen von „amiga“ oder „linda“, Pfiffe und Gehupe, anzügliche Bemerkungen – es war wirklich alles dabei. Auch wurde ich zu Stadtrundfahrten, Ausflügen und nach Hause eingeladen.
Internet:
Seit 2015 ist in Cuba an gewissen Ort (meist in einem Park) WIFI verfügbar. Um dieses nutzen zu können, muss man eine Art Prepaid-Karte kaufen, mit der man sich dann einloggen kann. Man kann eine solche Karte auf zwei Arten erwerben: Entweder kauft man sie in einem Park direkt ab der Strasse für CUC 3 (unbedingt ausprobieren, ob sie auch funktioniert!) oder man stellt sich in einer offiziellen ETECSA-Filiale in die (lange) Schlange. Gegen Vorweisen des Reisepasses kann man dort pro Tag drei Karten à je CUC 2 erwerben. Hat man sich erst einmal eine Karte besorgt und sich an einem Hotspot eingeloggt, funktioniert das Internet einwandfrei (und schnell!).