Zwanzig Minuten zu früh kamen wir in Dunhuang an. Das ist doch mal eine Ansage, liebe SBB!
Dunhuang ist eine Oasen- bzw. Wüstenstadt und war früher ein wichtiger Wegpunkt der Seidenstrasse. Vor langer, langer Zeit kam hier einmal ein Mönch vorbei, der die Vision hatte, dass genau hier, mitten im Nirgendwo, der richtige Ort sei, eine Gebets- und Meditationsstätte zu errichten. Also fing er an, in einen Berg Höhlen zu graben und darin kleine Tempel und Statuen zu errichten. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich der Ort zum Hotspot der Seidenstrasse und es wurden fleissig Gewürze, Seide etc. gehandelt.*
Ein paar Jahrtausende vorgespult strömen heute die (vorwiegend einheimischen) Touristen in Massen zu den sog. „Mogao Caves“ (Thousand Buddha Caves). Die tägliche Anzahl Besucher ist auf 6000 Einheimische und 1000 Ausländer beschränkt. Während die Chinesen in der Hochsaison (jetzt) schon mal leer ausgehen können, hatten wir Glück und genossen mit sechs anderen Touristen eine kleine Privatführung durch die Grotten.
Am nächsten Tag besuchten wir die zweite Sehenswürdigkeit von Dunhuang, den „Crescent Moon Lake“ (Yueya Quan). Der See mit dem Tempel lässt als Postkartenmotiv eine kleine Oase zwischen Sanddünen vermuten, aber wir sind ja immernoch in China. Das bedeutet, dass vor bzw. um die Sehenswürdigkeit eine riesige Anlage mit allem, was das chinesische Touristenherz höher schlagen lässt, gebaut worden ist. In diesem Fall waren es Elektrowägelchen, die bis einen Meter an die Düne heranfahren, und hunderte Shops, die alle exakt das Gleiche verkaufen (u.a. Plüschkamele mit der Übelsetzung „Canary Islands“ und Schnee-, äh Sandrutschteller). Angeboten werden ausserdem Kamelreiten (logo), Helikopterfliegen und Buggyfahren. Die Düne rauf geht es natürlich nicht einfach so, sondern auf einer extra angelegten „Strickleiter“ im Sand und damit die Flip-flops (ja, richtig gelesen!) ja nicht schmutzig werden, stülpt man sich neonorange Schuhschützer drüber.
Wir haben auf alles (bis auf die Strickleiter, eine echte Erleichterung) verzichtet und sind zusammen mit Neonfüssen und Selfiesticks die Düne hoch, um uns den See in seiner vollen Pracht anzusehen. Und weils so schön war, haben wir das am nächsten Morgen zum Sonnenaufgang hin bei 21 statt 37 Grad gleich nochmals gemacht. Postkartenfoto: Check.
*Das die Zusammenfassung des Infofilms, der zum Besichtigungsprogramm gehört. Ich schwöre, dass ich nur einmal ganz kurz eingenickt bin.