In Polo angekommen, wollten wir die sich über 10km erstreckende archäologische Stätte (ancient city) besuchen. Nach beinahe schon alter Tradition (man erinnere sich an unsere verregnete Li-River Tour, die ungewollt ausgedehnte Oma & Opa Fahrt in Queenstown oder die süffige Wine & Bike Tour durch Mendoza) mieteten wir uns dafür Fahrräder. Wir waren ja bereits unbeschadet durch eine chinesische Grossstadt gekurvt, da war ein kleines Städtchen in Sri Lanka ja wohl kein Problem für zwei so erfahrene Fahrradfahrer wie wir..
Allerdings gab es zu den Tempelanlagen nur einen Weg und der führte einige Kilometer entlang der Hauptstrasse. Und diese Hauptstrasse machte aus dem kleinen beschaulichen Städtchen eine regelrechte Verkehrshölle. Denn in Sri Lanka herrscht theoretisch Linksverkehr, praktisch interessiert dies aber niemanden. Gefahren wird, wo es gerade Platz hat, und was nicht passt, wird passend gemacht. Überholt wird immer, egal wie und wo. Ein entgegenkommendes Fahrzeug wird einfach so lange angehupt, bis es dem auf der falschen Spur überholenden Fahrzeug Platz macht. Und falls das andere Fahrzeug keine Einsicht zeigt, wird einfach drauflos gehalten. Denn wie jedes Kind weiss: Wer bremst, verliert.
Und mittendrin waren wir mit unseren 1-Gang-Fahrrädern. Dagegen war China die reinste Spazierfahrt. Ganz ehrlich, dieses Erlebnis gehört mit Sicherheit zuoberst in die Kategorie: Bist du denn des Wahnsinns! Die Einheimischen sind ihrerseits natürlich ganz aus dem Häuschen, wenn sie – insbesondere weibliche – Touristen auf einem Fahrrad sehen. Sie hupen und winken, was das Zeug hält. Ein besonders einfallsreicher Zeitgenosse machte sogar dauerhupend eine Vollbremsung gleich neben mir, nur um mir „Hallo“zu sagen. Leider konnte ich den freundlichen Gruss nicht erwidern, da ich vor Schreck fast vom Fahrrad gefallen und von einem überholenden Tuktuk überrollt worden wäre.
Unser Ausflugsziel, die Tempelanlage, und das von unserem Gastvater servierte Curry waren dann aber alle Mühe und Stossgebete wert gewesen.