„Honey, pack your fat pants. We’re going on a cruise!”
Was rückblickend bezüglich dieser Kreuzfahrt am deutlichsten in Erinnerung bleiben wird, ist – traurig, aber wahr – nicht der Flughafen von St. Maarten, die Freundlichkeit der Bajans oder gar der arme, arme Taxifahrer. Es sind die Passagiere des Kreuzfahrtschiffs und das Essen. Und das Übermass von beidem. Noch nie haben sich Klischees so übergewichtig äh.. überdeutlich bestätigt. Es gab Passagiere, die so dick waren, dass sie nicht mehr laufen konnten und von ihren Liebsten im Rollstuhl herumgeschoben wurden (mit Cocktail-Gläsern in beiden Händen). Oder die sich auf die Seite drehen mussten, da sie sonst nicht durch die Tür des Touristen-Busses passten. Viele Stühle waren eingedrückt, da offensichtlich das Gewichtslimit das letzte Mal überschritten worden war.
So ein Kreuzfahrtschiff ist aber auch ein Paradies für Leute mit gesundem Appetit. Es gibt immer etwas zu essen: Frühstück, Mittagessen und Abendessen gehen nahtlos ineinander über, spätabends gibt’s ein „Late Night-Buffet“ und die Fastfood-Stationen (Pizza, Burger, Hotdog, Softice) sind rund um die Uhr geöffnet. Für USD 55 pro Tag kann man ausserdem ein „All you can drink“-Cocktail-Abo abschliessen – der Durst muss schliesslich auch irgendwie gestillt werden. Und die Teller und Gläser immer schön vollmachen, denn man kann ja problemlos alles zurücklassen. Man hat ja schliesslich dafür bezahlt.
Während wir jeden Tag vor der schwierigen Entscheidung standen, welche der vielen Leckereien heute auf unserem Teller landete, hielten sich andere Passagiere erst gar nicht mit solchen Überlegungen auf. Was man an einem Tag so alles verdrücken kann, haben wir an unserem „Fun day at sea“ beobachtet. Nachessen auf eigene Gefahr.
- Zum Frühstück geht es ohne Umwege zum „American Breakfast“-Buffet. Der grosse ovale Teller wird grosszügig zur Hälfte mit Rührei gefüllt. Auf die andere Hälfte des Tellers passen locker fünf Würstchen und eine Ladung Speck (plus eine gedämpfte Tomate fürs schlechte Gewissen). Auf einen zweiten Teller kommen drei Pfannkuchen und zwei Scheiben Brot, Ahornsirup und Erdnussbutter obendrauf. So ein Pancake lässt sich übrigens problemlos mit nur einem Bissen verschlingen – einmal falten und rein damit. Und bevor man den Speisesaal verlässt, wird noch schnell ein Softeis für auf den Weg geholt.
- Als Vormittagssnack am Pool eignet sich am besten eine halbe Pizza Salami.
- Am Mittag lädt man sich den Teller wieder ordentlich an einem der vier Buffets voll. Nach der Pizza am Vormittag muss nun etwas Leichtes vom Mongolian Wok-Buffet her. Aber natürlich schon mit Eier- statt Reisnudeln, weil die einfach besser schmecken. Zum Nachtisch steuert man dann direkt auf das Dessertbuffet zu, nachdem man zuvor die Salatbar gekonnt umschifft hat.
- Nach dem leichten Mittagessen ist es durchaus plausibel, dass man um ca. 16.00 Uhr bereits wieder von einem kleinen Hüngerchen geplagt wird. Also auf zur Fastfood-Station. Auf so einen ovalen Teller passen nämlich problemlos zwei Burger, drei Chili-Hotdogs und eine Portion Pommes Frites mit Ketchup.
- Das Abendessen nimmt man im A la carte-Restaurant ein, wo man zwischen acht Vorspeisen, acht Hauptgängen und acht Desserts wählen kann. Oder man bestellt gleich zwei Vorspeisen, denn die Portionen sind etwas gar klein. Ist man früh genug dran, schaut man nach dem Dinner noch schnell beim Dessertbuffet vorbei. Dort werden täglich fünf verschiedene Kuchen angeboten und der Kellner schaut auch nicht komisch, wenn man sich von allen fünf ein Stück nimmt.
- Danach ist langsam aber sicher Party-Time und weil tanzen durstig und der Alkohol hungrig macht, gibt es zum Abschluss des Tages noch einen Hotdog.
In diesem Sinne: An Guata!
Wie uns die Kreuzfahrt insgesamt gefallen hat? Gut! Wir finden, dass eine Kreuzfahrt eine bequeme Art ist, die Karibik zu bereisen. Der Nachteil ist, dass einem jeden Tag nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung steht. Diese reicht zwar bei vielen Inseln für eine Rundfahrt und um einen ersten Eindruck zu gewinnen, bereist hat man das Land damit aber noch lange nicht. Hier stellt sich wieder die Frage der persönlichen Präferenzen. Uns beispielsweise genügte ein Tag in St. Thomas vollends und auch auf St. Kitts wären wir wohl nicht länger geblieben. Barbados, St. Lucia und St. Maarten hätten wir gut noch länger erkunden können. Ob sich der Aufwand und die Flugkosten gelohnt hätten, nur um noch einen Tag länger bleiben zu können, bezweifle ich aber. Dass wir in Zukunft wieder mal auf Kreuzfahrt gehen, schliessen wir deshalb nicht aus. Bis dahin sind wir aber zuerst einmal auf Diät. So ca. ein Jahr lang.