Bogota, 23.-26.03.2016.
Eigentlich mochten wir Bogota, doch das schien nicht auf Gegenseitigkeit zu beruhen. Denn um ehrlich zu sein, lief während unseres Aufenthalts so gar nichts so, wie wir es wollten. Dazu kam, dass wir das erste Mal in Südamerika ständig von Leuten belagert wurden, denen man lieber nicht im Dunkeln begegnen will. Genau das war aber unsere erste Erfahrung in Bogota. Kaum aus dem Taxi ausgestiegen, rückte uns bereits der erste betrunkene Obdachlose ungemütlich auf die Pelle. Tagsüber keine grosse Sache, doch wenn man um 23:00 Uhr mit ganzem Gepäck vor einem Hotel steht, das trotz Klingeln seine Türen nicht öffnet und das Taxi bereits davongefahren ist, verzichtet man gerne auf solche Begegnungen. In dieser Situation wurden wir jedoch sogleich Zeuge von der in Bogota herrschenden hohen Polizeipräsenz, denn Sekunden später kam bereits ein Polizeiauto ums Eck. Dass die Polizei in Kolumbien korrupt ist, war uns in diesem Moment egal, denn wir hätten sicher mehr Bestechungsgeld zahlen können als unser neuer Penner-Freund…
In Bogota gibt einige Sehenswürdigkeiten, die wir unbedingt abklappern wollten. Erster Stopp war der Haushügel Monserrat. Wir rechneten bereits damit, dass es aufgrund der Semana Santa an einem Karfreitag eventuell „etwas“ mehr Leute haben würde. Doch als wir bei der Station ankamen, traf uns fast der Schlag. Dass wir das Ende der Schlange nicht sehen konnten, war eine Sache. Das Wissen um die Ansteh-Kunst der Südamerikaner eine andere. Denn in Südamerika repräsentiert jede in der Schlange stehende Person mindestens vier (bzw. eher neun) weitere Personen, die selber zu faul sind, anzustehen und sich erst ganz am Schluss dazu drängeln (und dann natürlich alle einzeln bezahlen). Kurz an unserer Intelligenz gezweifelt, wieder runter vom Berg und auf zur nächsten Sehenswürdigkeit.
Eigentlich meiden wir ja Museen, aber beim Goldmuseum von Bogota wollten wir für einmal eine Ausnahme machen. Dumm nur, dass das Museum am Karfreitag und am Samstag (nicht aber am Ostersonntag!) geschlossen hatte. Nun gut, dann lässt der erste Museumsbesuch auf dieser Reise halt immer noch auf sich warten. Wir beschlossen, das mit den Sehenswürdigkeiten sein zu lassen und stattdessen ins Kino zu gehen, denn die Mall war gemäss Google Maps nur drei Kilometer entfernt. 30 Minuten, eine Taxifahrt mit geschlossenen Fenster und verriegelten Türen und – ihr ahnt es – weit mehr als drei Kilometer später standen wir vor dem Ticketautomaten. Der neue Superman vs. Batman lief ganze fünf Mal täglich, da würden sich ja wohl noch zwei Plätzchen finden lassen. Es fanden sich sogar mehrere Plätze, allerdings nur in der ersten Reihe und wer schon mal in der ersten Reihe einen Film geschaut hat, wiederholt das nicht. Also kein Kino. Und nochmals leichte Zweifel an unserer Intelligenz, denn was hatten wir eigentlich erwartet, einen Tag nach der Premiere?
Aber da wir jetzt schon in der Mall waren, beschlossen wir, essen zu gehen. Wir wollten die berühmte asiatische Kette mit klingendem Namen „Señor Wok“ ausprobieren. Genau das Richtige nach knapp drei Monaten südamerikanischem Essen – ja, wir hatten so richtig Bock auf Wok (höhö). Wir warten heute noch auf die Eröffnung…
Lange Rede, kurzer Sinn: Wirklich viel haben wir dank unserer Glückssträhne von Bogota nicht gesehen. Unser Quartier (La Candelaria) hat uns aber sehr gut gefallen. Es besteht aus vielen kleinen Gassen, Häusern im Kolonialstil, Kirchen und meinem neuen Lieblingsrestaurant (Arepas rellenas) bzw. Jon’s neuer Lieblingsbar (BBC – Bogota Beer Company). Ungewohnt oft wurden wir als Gringos leider von netten Zeitgenossen „begleitet“, wobei wir diese teils nur mit einem energischen „¡Vete!“ (Hau ab!) wieder loswurden. Ein ziemlicher Unterschied zu den anderen Ländern und insbesondere zu Brasilien und Argentinien, wo man Jon noch für einen Einheimischen gehalten hatte..