Tame on you!

Trujillo – Guayaquil – Galapagos, 09.-11-03.2016.

Juhui, ein Reisetag. Besser gesagt eineinhalb. Dieses Mal aber ohne lästiges Gehetze, sondern zuerst eine gemütliche Busfahrt und dann ein kleiner Hüpfer von Guayaquil nach Santa Cruz, Galapagos. Oh, wie wir uns hinsichtlich des Teils mit dem Gehetze täuschten!

Am 9. kurz vor Mitternacht bestiegen wir den Bus nach Guayaquil in Ecuador. Dank Entertainment-System und breiteren Sitzen (sie kamen uns auf jeden Fall breiter vor als die letzten, obwohl wir in der genau gleich guten Kategorie fuhren) verging die Busfahrt für einmal rasend schnell und sogar die Grenzformalitäten waren dieses Mal relativ zügig erledigt. Ausreise aus Peru, Einreise in Ecuador. Oder besser gesagt: Adios, Nuevo Sol, hola Dollar! Ecuador hat seit einigen Jahren den Dollar als Landeswährung, woran wir uns zuerst noch gewöhnen müssen. Die amerikanische Währung ist für uns unweigerlich mit der englischen Sprache verknüpft und kommt uns so gar nicht Spanisch vor (bzw. eben doch!).

Am 10. um 19.00 Uhr kamen wir dann endlich in Guayaquil an und staunten über den modernen Busbahnhof, der jede noch so erdenkliche Fastfood-Kette beherbergt. Wir checkten für die Nacht in ein Hostel irgendwo zwischen Busbahnhof und Flughafen ein, denn von Guayaquil selbst würden wir nicht viel zu sehen bekommen. Nach einer kurzen Nacht ging es am nächsten Tag frühmorgens direkt zum Flughafen, denn um 08:00 Uhr ging unser Flug auf die Galapagos-Inseln. Am Flughafen klärte sich dann endlich auch die Frage, weshalb wir für einen knapp zweistündigen Inlandflug mindestens zwei Stunden vor Abflug am Flughafen sein mussten. Statt Gepäckaufgabe und einem gemütlichen Kaffee durften wir nämlich einen regelrechten Postenlauf, bestehend aus Gebühren bezahlen, Formulare ausfüllen und Gepäck durchleuchten lassen, absolvieren. Das Ganze nahm auch ordentlich Zeit in Anspruch, weshalb wir erst ca. eineinhalb Stunden später vor dem Check-in standen. Vom ersehnten Kaffee träumend, realisierten wir zuerst gar nicht, dass uns die gute Dame unserer neuen Lieblingsfluggesellschaft „Tame“ (reimt sich übrigens passend auf shame) gerade gesagt hatte, dass man uns nicht mitnehmen könne. Grund: Wir hätten kein Rückflugticket. Eine Regel, die weder in unseren Reiseführern noch im Internet steht und auf die uns bisher kein Galapagos-Reisender aufmerksam gemacht hat. Sprich, wir zweifeln stark an deren Allgemeingültigkeit. Was uns in der Situation aber nicht wirklich half, denn ohne Ticket kein Flug. Und dieser ging in knapp 40 Minuten.

Also auf die Plätze, fertig, los: Der erste Versuch war ernüchternd, schlappe CHF 250 wollte der Typ am Tame-Schalter für ein Ticket, Umbuchen würde CHF 120 kosten. Internet musste her, aber da Guayaquil der einzige Flughafen Südamerikas zu sein scheint, der kein gratis Wifi zur Verfügung stellt, mussten wir zuerst einmal bei KFC einen Kaffee (und das Passwort) kaufen. Nun standen wir vor dem Problem, dass wir keine Ahnung hatten, auf wann wir unseren Rückflug buchen sollten, denn wir hatten ja nicht umsonst noch nichts gebucht. Wir wollten uns vor Ort nach Last Minute Deals erkundigen und unseren Aufenthalt danach ausrichten. Da uns so langsam aber sicher die Zeit davon lief, buchten wir bei Avianca, bei der man für CHF 15 umbuchen konnte, den günstigsten Flug der folgenden Woche. Nach einer kurzen Schreckenssekunde (Fehlermeldung beim Abschluss der Buchung), der erlösenden E-Mail-Bestätigung und einem Spurt an den Schalter, wo man zu zweit (!) die Bestätigung beäugte, wurden uns endlich die Flugtickets ausgehändigt. Dies mit der völlig überflüssigen Bemerkung, dass wir uns jetzt doch etwas sputen müssten, denn wir waren noch nicht einmal durch die Sicherheitskontrolle. Trotz aller Widrigkeiten schafften wir es dann doch und liessen uns in unseren Flugzeugsesseln mit der Gewissheit nieder, dass nun alles nur noch besser werden konnte.

Tame machte uns da einen dicken fetten Strich durch die Rechnung. Die Fluggesellschaft hatte nämlich vor einigen Wochen als einzige Gesellschaft eine Gebühr für den Flughafenbus an den Hafen eingeführt. So standen wir nun vor den Bussen, überzeugt davon, jeden Bus nehmen zu können, als man uns harsch darauf hinwies, dass wir ohne Ticket nicht einsteigen konnten. Ein Ticket kaufen? Nur vor der Sicherheitskontrolle bei den Gepäckbändern möglich. So langsam aber sicher waren wir etwas genervt von der ganzen Gringo-Abzocke. Wir versuchten es bei einer anderen Fluggesellschaft, doch deren Mitarbeiter hatten uns natürlich längst als Tame-Kunden entlarvt. Ein Avianca-Mitarbeiter zeigte jedoch Herz und überredete den Tame-Busfahrer, uns auch ohne Ticket mitzunehmen.

Eine Busfahrt und eine kurze Schifffahrt später waren wir dann endlich auf der Insel. Leider fuhr uns der öffentliche Bus vor der Nase weg, doch man versicherte uns, ein nächster würde in 10min kommen. Wir rechneten mit den in Südamerika üblichen 30 Minuten, doch als es eineinhalb Stunden später immer noch „Diez minutos más“ hiess, hatten wir endgültig genug, schnappten uns ein völlig überteuertes „Taxi“ und liessen uns direkt vor unser Hotel chauffieren. Und 36 Stunden später waren wir mit deutlich weniger Nerven endlich angekommen.

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