O? W? U? Wir kaufen ein I!

Puerto Natales (Torres del Paine), 30.01.-01.02.2016.

Nach Puerto Natales reist man, die leider immer weit im Voraus ausgebuchte Navimag-Fähre ausgenommen, hauptsächlich wegen des nahegelegenen Torres del Paine Nationalparks. Dieser ist ein Paradies für Hiker und wartet mit verschiedensten Wanderrouten auf, die alle zum Highlight, den Torres del Paine, führen. Die angefressenen Wanderer entscheiden sich für das „O“, eine ca. siebentätige Wanderroute. Berühmter ist jedoch der so genannte „W-Trek“. Dieser, so wird einem unmissverständlich vermittelt, ist für jeden Patagonien-Reisenden ein Must-Do. Wehe dem, der sich nicht in die Massen einreiht und mit vollbepacktem Rucksack und Camping-Grümpel inklusive Gaskocher und kiloweise Nudeln bewaffnet vier bis fünf Tage entlang der W-Route durch den Nationalpark stapft. Alter, Fitnesslevel und Wandererfahrung egal; Dabeisein ist alles.

Auch wir haben mit dem Gedanken gespielt. Ein paar Minuten lang auch ernsthaft, ganz ehrlich. Wobei wir von Anfang an eher an ein „U“ gedacht haben, auch wenn uns dieser  sehr unterhaltsamen Erfahrungsbericht doch ein wenig abgeschreckt hat. Nein, wir haben uns gar über Übernachtungsmöglichkeiten, von denen es drei (eigenes Zelt, gemietetes Zelt, Refugio/Hütte) gibt, informiert. Letzteres konnten wir natürlich gleich vergessen, denn für zwei Betten in einem solchen Refugio hätten wir mindestens einen Monat früher mit der Planung beginnen müssen. Bei den anzumietenden Zelten sah es ähnlich aus. Sprich, es blieb nur die Variante Campingausrüstung mieten und mitschleppen. Wir lehnten dankend ab, nicht wirklich traurig, die perfekte Ausrede gefunden zu haben. Denn, ganz ehrlich, mehrtätige Wanderungen gehören auch in der Schweiz nicht zu unserer Freizeit-Beschäftigung. Da müssen wir nicht auf der anderen Seite der Welt damit beginnen.

Was wir aber sehen wollten, waren die Torres. Diese befinden sich am rechten oberen Ende des W und da es viele Wanderer gibt, die das W unsinnigerweise von Ost nach West laufen (und damit das Highlight bereits am ersten Tag sehen), gibt es zahlreiche Busverbindungen. Und so hatten wir relativ schnell die perfekte Lösung vor Augen: „W“? Wir laufen ein „I“!

Bereits bei unserer Ankunft am Eingang des Nationalparks wurde uns klar, dass wir die richtige Entscheidung getroffen hatten. Der Park war so voll mit Wanderern, dass wir zuerst einmal eine halbe Stunde Schlange stehen durften, nur um die Nationalparkgebühr zu bezahlen. Dann ging es los; bis zu den Torres waren es rund zehn Kilometer bergauf, wobei es auf dem letzten Kilometer 300 Höhenmeter zurückzulegen galt. Wir schwitzten und keuchten und wurden von Leuten überholt, die uns sowohl alters- als auch gewichtsmässig Einiges voraushatten. Irgendwo zwischen dem Tongariro Crossing in Neuseeland und Chile waren wir ziemlich unfit geworden. Aber wir schafften es und erreichten die Torres sogar eine Stunde früher als angegeben, wo wir unser Mittagessen bei strahlendem Sonnenschein genossen. Wenige Stunden und weitere zehn Kilometer später waren wir wieder zurück und uns einig, dass sich die Anstrengung auf jeden Fall gelohnt hatte.

Kommentar verfassen