Colonia de Sacramento (Uruguay), 09.01.2016.
Eigentlich hatten wir Uruguay ja einen längeren Besuch abstatten wollen. Aber nach Buenos Aires hatten wir keine grosse Lust auf eine weitere Grossstadt. So verzichteten wir auf einen Trip bis nach Montevideo und fuhren stattdessen nur nach Colonia del Sacramento. Das wunderschöne Unesco-Städtchen wurde damals (1680) von den Portugiesen, inmitten spanischem Territorium wohlbemerkt, als strategischer Hafen gegründet und war entsprechend hart umkämpft. Es liegt nur gerade eine Stunde Fährfahrt von Buenos Aires entfernt und eignet sich deshalb perfekt für Tages- oder Wochenendausflüge. In Uruguay angekommen, führte unser erster Weg ins Informationszentrum, um dem Guide (Jon) eine Karte der Stadt zu besorgen. Dort bat uns eine eifrige Dame, Platz zu nehmen, und gab uns eine kurze Lektion in uruguayischer Geschichte. Und als sie hörte, dass wir aus der Schweiz stammen, war es um sie geschehen. Zuerst legte sie uns mehrmals ans Herz, Colonia Suiza zu besuchen, wofür unser Tagesausflug aber leider zeitlich nicht reichte. Dann folgte eine mehrminütige Lobeshymne auf Schweizer Käse, die nicht einmal ich besser hinbekommen hätte (oh, wie ich Käse vermisse!!).
Nach der Grossstadt Buenos Aires war Colonia die perfekte Abwechslung, denn es hat trotz Touristenmassen seinen Charme behalten. Man kann gar nicht anders, als sich in eines der kleinen Restaurants zu setzen, einen Mate zu trinken und einfach nur einen Gang runterschalten. So entspannt machte es uns dann auch nichts aus, als die Fähre zurück nach 15 Minuten Fahrt wieder umdrehte und wir wegen technischer Probleme erst zwei Stunden später zurückfuhren. Nach einem gemütlichen Tag liessen wir den Abend im Restaurant ums Eck, welches wir bereits als unser Stammlokal auserkoren hatten, ausklingen. Doch was dann geschah, hätte beinahe zu einer argentinischen Scheidung geführt: Jon bestellte Pasta mit Rahmsauce. Mit Ricotta-Füllung. Ein vegetarisches Gericht. In Argentinien. Ich bekam nun also wie jeden Abend mein riesiges CHF 9-Rindsfilet serviert, während mein „Mann“ in Argentinien vor einem Teller fleischloser Ravioli sass. Gut, okay, zu seiner Verteidigung muss man sagen, dass das Verspeisen eines italienischen Gerichtes in Argentinien aus kulturell-historischer Sicht absolut in Ordnung ist, da die meisten Einwanderer Italiener waren und das Land deshalb bekannt für sehr gute Pizza- und Pastagerichte sowie Gelati ist. Dennoch… Ich habe wirklich schon schlechtere Scheidungsgründe gehört!