Eine Insel mitten im Meer

Rapa Nui, 29.-31.12.2015.

Die Osterinsel, Isla de Pascua oder eben Rapa Nui gehört zwar zu Chile, ist aber vom Gefühl her immer noch mehr in Polynesien anzusiedeln. Südamerikanisch-Polynesien, sozusagen. Nun galt es also, Spanisch zu sprechen, wobei die zwei Wochen Französisch nicht gerade hilfreich waren, um meine seit 10 Jahren nahezu unbenutzten Spanischkenntnisse aufzufrischen. In meinem ersten spanischen Satz sprach ich deshalb besser Französisch als die ganzen zwei Wochen zuvor… Die Besitzerin unserer Pension schien sich daran aber nicht zu stören, denn wir hatten bei ihr sowieso einen Stein im Brett. Einen Tag zuvor hatte sie mich nämlich in einer Mail gebeten, ihr aus dem Dutyfree in Papeete zwei Stangen Zigaretten mitzubringen, da diese in Französisch Polynesien nur einen Bruchteil kosten. Sie war überglücklich, gab uns ein besseres Zimmer und verschob unsere Checkout-Zeit von 10.00 Uhr auf 22.00 Uhr.

Die Osterinsel liegt etwa 4.5 Flugstunden von Papeete und 5 Flugstunden von Chile entfernt und wird somit nicht ohne Grund oft als abgelegenster Ort der Welt beschrieben. Tatsächlich ist es ein spezielles Gefühl, wenn man auf der Insel landet und weiss, dass man von der nächsten Zivilisation tausende Kilometer weit entfernt ist. Ob Farin wohl an Rapa Nui gedacht hat, als er „Eine Insel (mitten im Meer)“ komponierte? Die Osterinsel ist jedoch nicht nur irgendwo im Nirgendwo, sie hat auch etwas Mystisches an sich. Dies liegt vor allem an den Moai, die wohl jedes Kind in irgendeiner Dokumentation (früher gerne auch „Universum“) gesehen hat. Der Ursprung der Steinstatuen ist immer noch nicht restlos geklärt, wobei Jon jedoch zu beiden ungeklärten Fragen sehr einleuchtende Theorien hatte: Den Ursprung erklärte er sich gleich wie den Ursprung der Pyramiden, nämlich, dass ein paar Leute vor sehr langer Zeit sehr langweilig war und sich gedacht hatten: „Komm, wir bauen ein paar hundert Statuen, stellen sie überall auf und lassen dann die Leute in der Zukunft raten, wieso wir das gemacht haben. Das wird ein Spass!“ Auf der Nase liegen viele der Moais nach Jon‘s Theorie deshalb, weil sie beim Transport fallengelassen und dadurch unbrauchbar wurden und deshalb neue gebaut werden mussten. Noch einleuchtender ist allerdings, dass die Moai Abbilder von Häuptlingen darstellen, die über Gräber wachen.

Wir haben uns einen Rolle gemietet, uns die volle Dosis Moais gegeben und so ziemlich jede Stätte auf der Insel (und unter Wasser) abgeklappert. Die Osterinsel bot uns von allen Inseln unseres Inselhoppings die grösste Vielfalt: Beeindruckende Landschaften, interessante Kultur, frisches und preiswertes Essen (Octopus-Ceviche!) und freundliche, entspannte Menschen – ja, Rapa Nui hat uns sehr gut gefallen. Etwas überrascht waren wir vom Touristenansturm. Wir waren zwar in den Weihnachtsferien dort, aber so viele Leute hätten wir trotzdem nicht erwartet. Später haben wir dann erfahren, dass sich die Touristenzahl in den letzten fünf Jahren vervierfacht hat, da es nicht mehr nur eine Weltreise-Station ist, sondern immer mehr Leute vom chilenischen Festland her kommen. Welche Auswirkungen das auf dieses wunderschöne Fleckchen Erde hat, wird sich zeigen…

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