Das mit der Vulkanbesichtigung erledigte sich am nächsten Tag von selbst in Form einer dicken Wolkendecke und Regen. Somit machten wir uns auf den Weg nach Tortuguero. Zuerst fuhren wir mit dem Bus nach San Jose, von wo aus uns ein weiterer Bus nach Cariari brachte. Dort gabelte der nächste Bus bequemerweise zuerst alle Touristen auf, bevor er an die richtige Haltestelle fuhr und die Einheimischen einsteigen liess. Im Bus hatte es dann wieder die üblichen „Guides“, die scheinbar bei den Hotels anriefen – bzw. wahrscheinlich kurz der Tante oder Grossmutter „Hallo“ sagten – und überraschenderweise alle zu berichten hatten, dass es leider leider genau in dem Hotel keine freien Zimmer mehr gab. Die 2.5-stündige Fahrt nach Pavona war gemütlich und führte durch unzählige Bananenplantagen, u.a. auch von Chiquita. Das letzte Stück unserer Fahrt nach Tortuguero legten wir mit dem Boot zurück. Die Fahrt führte durch die Feuchtgebiete, welche auch gerne als Mini-Amazonas bezeichnet werden. Bereits wenige Minuten nach Abfahrt sahen wir ein Krokodil und eine Schildkröte, welche in der Sonne Wärme tankten.
Das Dörfchen Tortuguero ist sehr touristisch, was zwar schlecht fürs Budget resp. Preis-/Leistungsverhältnis, aber dafür umso besser für die Schildkröten ist. Diese werden nämlich erst nicht mehr gejagt, seit dem die Einheimischen herausgefunden haben, dass sie lebend in Form einer Touristenattraktion weit mehr wert sind als im Suppentopf oder als Halskette. Zurzeit ist gerade Turtle-Season, das heisst, die grossen grünen Meeresschildkröten kommen nach Tortuguero um ihre Eier zu legen und während einer so genannten Nachtour kann man die Schildkröten dabei beobachten.
Das Eiablage-Prozedere ist ziemlich kompliziert und es gibt Einiges zu beachten, damit sie sich nicht gestört fühlen. Erst wenn die Schildkröte mit dem Eier legen begonnen hat, kann man sich ihr nähern und sie dabei beobachten. So warteten wir um ca. 20:00 Uhr in völliger Dunkelheit auf grünes bzw. rotes (Infrarot) Licht des Parkrangers. Während wir warteten, zog ein Gewitter auf, dessen Blitze den ganzen Strand erhellten. Zum Glück regnete es aber nur leicht und wir waren durch den Dschungel gut geschützt. Dann ging plötzlich alles ganz schnell und wir wurden angewiesen, an den Strand zu rennen, da die Parkranger noch eine weitere Schildkröte entdeckt hatten, die gerade auf dem Weg zurück ins Meer war. Sowie wir den Strand betraten, begann es auf gut Deutsch zu regnen, „was as abamag“. Im strömenden Regen sahen wir der Schildkröte zu, wie sie sich zurück ins Wasser hievte. Danach konnten wir die andere Schildkröte dabei beobachten, wie sie ihre Eier in ein zuvor gebuddeltes Loch legte. Zu dem Zeitpunkt waren wir völlig durchnässt und das Wasser schwappte in unseren Schuhen (welche wir im Übrigen noch immer noch trocken bekommen haben).
Zurück in unserer Unterkunft stellten wir fest, dass der Regen zwar unseren Mitbewohner, eine Kakerlake, ersäuft, alles andere jedoch glücklicherweise verschont hatte. So kamen wir doch noch zu ein paar Stunden Schlaf, bevor es am nächsten Tag um 6:00 Uhr morgens auf die Kanu-Tour ging.