Überall liest man, die Strecke von Siem Reap bis zur Grenze sei eine der schlimmsten Südostasiens. Und wirklich, die Fahrt war ein Erlebnis der besonderen Art.
Es begann damit, dass uns ein schon etwas älterer Minibus abholte. Wir hatten kaum Platz, unsere Taschen und sonstiger Proviant mussten wir auf den Knien aufstapeln. Langsam füllte sich auch der Bus und es stiegen immer mehr Leute hinzu, obwohl die 21 Plätze schon längst besetzt waren. Der Fahrer versicherte uns aber, wir würden nur bis zur Busstation fahren und dann in einen grösseren Bus umsteigen. Dies war auch dringendst nötig, waren wir doch schon über 30 Personen im Bus (viele mussten stehen). Nach einigen Minuten Fahrt waren wir dann auch schon der Busstation und froh, in den versprochenen grösseren Bus umsteigen zu können. Während wir auf eben diesen warteten, kamen weitere tuk-tuks, die noch mehr Leute ausluden. Mittlerweile mussten wir so um die 40 Personen gewesen sein.
Da kam auch schon der Bus – der Witz daran war, es war derselbe Bus, aus dem wir Minuten zuvor wieder ausgestiegen waren. Wir fragten nach und erhielten die Antwort, es käme noch ein Bus. Deshalb beschlossen wir angesichts des doch nicht sehr komfortablen Zustandes auf den anderen Bus zu warten. Der Busfahrer war langsam etwas genervt, weil niemand in den kleinen Bus einsteigen wollte und alle ihre Bags an sich krallten, damit er sie nicht einladen konnte. Langsam aber sicher konnte er den Bus aber doch füllen (mit viel Rumgebrülle) und die letzten hatten das Vergnügen, mit bis zur Brust angezogenen Knien auf je einer Arschbacke zwischen den Gepäckstücken zu „sitzen“. Die restlichen ca. 15 Personen (darunter wir) blieben zurück. Da bequemte sich einer der Busgesellschaft dazu, uns mitzuteilen, dass wohl kein anderer Bus käme, wir aber für 3$ extra ein Taxi nehmen können. Auf die Frage hin, wieso sie 2x mehr Tickets verkauften, als eigentlich Plätze vorhanden waren, zuckte er nur mit den Schultern und meinte, er sei nur ein Staff. Wir weigerten uns standhaft, die 3$ zu bezahlen, das sollte schliesslich die Busgesellschaft übernehmen, jedoch merkten wir schnell, dass wir nicht viel bewirkten konnten. Dem Staff war es scheissegal, ob wir nun zur Grenze kamen oder nicht. So bestiegen wir wohl oder übel zusammen mit zwei anderen aus dem Bus ein Taxi.
Schlussendlich können wir jedoch sagen, es war eine sehr gute Entscheidung und die drei Dollar haben sich ausgezahlt. Wir legten die Strecke in 3 und nicht 6 Stunden zurück und hatten Platz und Beinfreiheit. Als unser Taxifahrer dann aber zweimal hielt, um irgendwelche Schlüssel zu übergeben und wir an der Grenze fast schon professionell empfangen wurden, dämmerte uns langsam, dass dieser Fehler mit den Sitzen ein abgekartetes Spiel war und konstant zu viele Tickets verkauft wurden. So konnte die Busgesellschaft jeden Tag mindestens 4 Taxis füllen und zusätzlich Gewinn machen. Die Strecke bis zur Grenze kann man nicht wirklich als Strasse bezeichnen, obwohl wir sie uns noch etwas schlimmer vorgestellt hatten. Der grösste Teil glich einer Rallye-Piste mit riesigen Bodenwellen (richtige Hügel), dann gab es Abschnitte, die in relativ gutem Zustand waren, aber der schlimmste Teil war die Strasse durch Poipet. Diese bestand nur aus Matsch und wir fuhren Slalom, um den Wasserlöcher auszuweichen.
Der Rest des Tages verlief dann beinahe langweilig. Wir verliessen Cambodia und durften in Thailand auf einen Minibus umsteigen, bei dem die Anzahl Personen mit der Anzahl Sitze übereinstimmte. Im Bus waren neben ein paar Visa-Runners noch 4 weitere Personen, denen exakt dasselbe passiert war. Nochmals soviel zum angeblichen Missverständnis der Sitzplatzbelegung. Um 5pm und einer Stunde in der Rushhour Bangkoks kamen wir dann auch in der Kao San Road an. Die, die den Bus genommen haben, sind übrigens erst um 8pm angekommen, wie wir im Nachhinein erfahren haben. Siem Reap – Bangkok über Land: Muss man einmal erlebt haben – einmal und nie wieder.
Noch einen Nachtrag: Sowohl Vietnam als auch Cambodia wurden durch den Krieg geschädigt und in ihrer Entwicklung zurückgeworfen und Cambodia zählt man sogar zu den ärmsten Länder der Welt. Schon nach den ersten Metern auf Thailands Strassen wurden die Unterschiede zwischen den Ländern sichtbar. So sieht man zum Beispiel keine Blechhütten, wie sie in Cambodia jede Strasse säumen, die Strassen sind ausgebaut und es existieren Strassenschilder. Auch die für Vietnam und Cambodia typischen Motorbikes sind nicht mehr zu sehen und wenn dann mal eins auftaucht, dann gesittet mit 2 Personen und Helm. In Cambodia waren bis zu 5 Personen, 4 Personen mit einem Kind stehend, 2 Personen mit einem Schwein in der Mitte oder 1 Person mit 3 lebenden Schweinen keine Seltenheit.
Aug 01, 2008 02:14 Cambodia Poipet